Focus stacking ist eine Methode, um die Schärfentiefe zu erweitern.
Dafür gibt es verschiedene technische Hilfsmittel und es gibt gute Software dazu.
Zudem haben immer wieder Kameras dies direkt eingebaut.
Dann dürfte ja dem ungestörten Fotografiegenuss nichts im Wege stehen oder?
Mitnichten.
Die Probleme beginnen im Detail.
Ich möchte dies an Beispielen der Casio EX-ZR1000 zeigen:
„All-In-Fokus-Makro Funktion
Die EX-ZR1000 verfügt über die All-In-Fokus-Makro-Funktion, die aus Serienbildern mit unterschiedlichen Fokuseinstellungen ausschließlich die scharfen Bereiche auswählt und daraus ein neues Bild zusammensetzt. So können Fotos gemacht werden, bei denen alle Bereiche im Fokus liegen − egal ob sich die Motive im Vordergrund oder weit entfernt im Hintergrund befinden −, was mit konventionellen Kameras bisher sehr schwer möglich war. CASIO hat außerdem seine Highspeed-Serienbild-Technologie genutzt, um damit die Hintergrundunschärfe-Funktion zu entwickeln. Bei dieser Technik wird der Hintergrund eines Motivs so verarbeitet, dass er wie bei einer Spiegelreflexkamera leicht unscharf erscheint. So wird das Hauptmotiv des Fotos hervorgehoben. Der Nutzer kann zwischen drei verschiedenen Unschärfe-Stufen wählen, um den Hintergrund ganz wie gewünscht zu gestalten.“
Und in der Praxis?
Zunächst einmal muß man den richtigen Fokuspunkt finden, damit die Bilder richtig zusammengerechnet werden ohne Unschärfe.
Sitzt der Punkt zu weit vorn ist es hinten unscharf, sitzt der Punkt zu weit hinten ist es vorne unscharf.
Das geht meiner Erfahrung nach ohne Ausprobieren nicht.
Und dann kommt es auf das Motiv an.
Was in ruhiger Atmosphäre mit bewegungslosen Motiven geht, funktioniert draussen in der Natur noch lange nicht.
Beginnen wir mit dem Ei.
Ein ruhiges Motiv und von vorne bis hinten scharf.
Nun erweitern wir dies um eine Banane.
Wie man sieht ist auch die Banane krumm und scharf von vorne bis hinten.
Bei stillen Motiven gibt es also keine Probleme.
Aber wie sieht es draussen aus – mitten im Leben?
Dafür habe ich den Löwenzahn ausgesucht.
Eigentlich ein sehr wirkungsvolles Foto.
Aber in der Fülle gibt es schon erste nicht mehr ganz so scharfe Stellen.
Nun wenden wir uns einer Sammlung von Blumen und Gräsern mitten im Garten zu.
Dieses Foto mit der orangefarbenen Blüte oben rechts möchte ich Ihnen besonders an Herz legen, weil es besondes anders ist.
Wenn Sie das Foto anklicken kommen Sie bei flickr raus und können das Foto im Original und unbearbeitet betrachten.
Schon die orangefarbene Blüte ist nicht scharf trotz Aufnahmeabstand.
Dafür gibt es zum Teil eine durchgängige Schärfe bis zum hinteren Bildrand zwischen den Gräsern bei den blauen Blumen.
Umgekehrt sind viele „grüne Stellen“ leicht unscharf.
So ein Foto ist das Ergebnis der echten Welt.
Leichter Wind führte dazu, daß die leichten Blätter sich leicht bewegten.
Dadurch wurden beim Zusammenrechnen der Fotos einige Bilder an diesen Stellen unscharf.
Wo der Wind nicht blies, ist dagegen eine total scharfe Fläche zu finden.
Die orangefarbene Blüte wurde nicht scharfgestellt beim Focus stacking, weil sie außerhalb der Schärfelinie war, die fokussiert und dann berechnet wurde. Vielleicht wäre da ein Weitwinkel mit Blende 11 bis 22 besser gewesen ohne Focus stacking.
Die Fülle an lebenden Pflanzen führt dazu, daß es eigentlich kein Foto gibt, bei dem alles ruhig ist.
Selbst dieses Foto mit den lilafarbenen Blüten und den Gräsern ist nicht überall scharf, obwohl es auf den ersten Blick durchgängig scharf ist.
Wenn Sie es aber mit 100 Prozent betrachten fallen ihnen die kleinen Bewegungsunschärfen auf, die lebende und sich bewegende Pflanzen eben so mit sich bringen.
Jetzt wäre die Frage zu stellen, wie man dieses Foto bewertet.
Ist es „schlecht“, weil es diese kleinen Unschärfen gibt oder ist es „gut“, weil es die Natur insgesamt scharf mit den realen Gegebenheiten darstellt?
Die Antwort hängt davon ab, welche Kriterien ich habe und mit welchem Maß ich messe.
Fakt ist aber auch, daß Focus stacking voller Herausforderungen steckt.
Sehr viele fotografieren mit Mikroskopobjektiven Insekten. Das sind dann andere Motive und andere Themen.
Für alle gilt:
Wenn man dann ein Ergebnis erhält, das den eigenen Anforderungen entspricht, ist es gut.
Was die hier gezeigten Fotos angeht, so sind diese direkt aus der Kamera und nicht nachbearbeitet. Man könnte mit Filtern, Schärfe und Klarheit dies alles noch einmal verbessern.
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